Die IGW – Industriegemeinschaft Waldkraiburg und Aschau e.V. – öffnet sich für Unternehmen, die nicht aus diesen beiden Orten kommen. So sollen künftig etwa auch Kraiburger und Ampfinger Betriebe Mitglied werden können. „Die interkommunale Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Bei den Wirtschaftsverbänden funktioniert das längst“, stellte Bürgermeister Robert Pötzsch in seinem Grußwort bei der IGW-Mitgliederversammlung fest.
Waldkraiburg – Das neue Oberzentrum Waldkraiburg-Mühldorf ist auch eine große Chance für umliegende Gemeinden wie Aschau, Kraiburg und Ampfing, sagte Bürgermeister Robert Pötzsch bei der IGW-Versammlung. Was bei den Wirtschaftsverbänden längst funktioniere – siehe IGW und IVM – stecke bei den Kommunen noch in den Kinderschuhen, werde aber unumgänglich. Die ersten Meetings in Sachen Oberzentrum laufen bereits.
IGW-Vorsitzender Ulli Maier schlug der Versammlung vor, die Gemeinschaft auch für Betriebe aus der näheren Umgebung zu öffnen, etwa Ampfing und Kraiburg. Er verwies auf die Firma Nutz, die 2018 von Aschau nach Ampfing umsiedelt und dennoch IGW-Mitglied bleiben wolle. Eine aktuelle Aufnahmeanfrage aus Gars liege ihm vor. So möchte die Firma Amplex Diagnostics aufgenommen werden.
„Diese Öffnung sehen wir als Vorstand als vernünftig an. Wir werden keine aggressive Mitgliederwerbung machen, aber bei Bedarf Betriebe aus der Nähe aufnehmen“, so Ulli Maier. Die Versammlung stimmte zu.
In seinem Bericht stellte er heraus, die IGW habe immer ein Ziel gehabt: als Mittler zwischen Politik, Gesellschaft und Unternehmen aufzutreten. „Wir sind eine Kommunikationsplattform und damit ein wichtiger Akteur im Landkreis Mühldorf“. Er appellierte an die Mitgliedsfirmen, sich auch bei gesellschaftlichen Ereignissen mehr sehen zu lassen.
Die IGW-Arbeitskreise treffen sich regelmäßig. So habe das Netzwerk „Personal“ inzwischen 16 Mitglieder – die Firma ODU ist als Gast dabei. Es gehe um Punkte wie Fachkräftemangel, Gesundheitsvorsorge und Gefährdung.
Interessant sei, dass daraus auch der Ausbilderkreis mit den Themen „Jugend, Asyl, Integration und Ausbildung“, entstanden sei, um den sich besonders Markus Kep, Geschäftsführer bei Medikabel, kümmere. Hier sind 15 Unternehmen aktiv dabei, holen sich Fachreferenten vom IHK Arbeitgeberservice dazu, sprechen über Recruiting, intensivieren die Zusammenarbeit mit Schulen und Berufsschulen – um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken.
„Bitte sprecht mit uns über Veränderungen, damit wir in Sachen Gewerbesteuer rechtzeitig reagieren können.“ Bürgermeister Pötzsch
Ein weiterer Arbeitskreis befasse sich mit Beschaffung, etwa bei der Einführung von SAP, weil man „international“ wird. Hier finde ein vertrauensvoller Erfahrungsaustausch mit Firmen statt, die bereits SAP nutzen.
Der IGW-Vorstand beteiligte sich auch an Sitzungen des Arbeitskreis Asyl, der inzwischen nicht mehr ganz so rege sei, „da die Probleme mit der Zahl der Flüchtlinge in der Erstaufnahme zurückgegangen sind. Jetzt sind es im Moment nur noch 160“, so Maier.
Den Kassenbericht legte Rudolf Schott vor. Der Anfangsbestand am 1. Januar 2016 betrug 14 196,45 Euro. Die Einnahmen von 21 155,60 Euro stammen zum Beispiel aus Mitgliedsbeiträgen. Die Ausgaben schlugen mit 19 152,34 Euro zu Buche und kommen durch Spenden, Ehrungen, das Fußballturnier, den Neujahrsempfang und etwa die Kosten fürs Industriemuseum zusammen. Der Kassenbestand zum Jahresende betrug 16 199,71 Euro.
Bürgermeister Pötzsch musste wieder von einer angespannten Haushaltslage, einem enormen Investitions- und Unterhaltsstau berichten. „Wir müssen über einen Rathaus-Neubau nachdenken“, informierte er. Weil die Stadt keine Sicherheit bei den Gewerbesteuereinnahmen hat, appellierte Pötzsch an die Unternehmen, „wenn eine Veränderung im Raum steht, tauschen Sie sich mit uns aus, damit wir reagieren können“. Aschaus Bürgermeister Alois Salzeder schätze die Nähe seiner Gemeinde zu Waldkraiburg. „Unsere Bürger können Eure Infrastruktur nutzen, wie etwa die Eishalle und das Schwimmbad“, so Salzeder, der von einer guten finanziellen Gesamtsituation des Aschauer Haushaltes sprach. Aber auch Aschau habe in den vergangenen Jahren erlebt, wie schnelllebig die Entwicklung der Gewerbesteuer sei.
Er ging auf den Streik bei der ZF TRW in Aschau-Werk (wir berichteten) ein. Die Vorstellungen der IG Metall im Tarifkonflikt (Forderungsvolumen 14 Millionen Euro für die rund 1000 Mitarbeiter) und des Management (bietet vier Millionen an) liegen weit auseinander. Die Geschäftsleitung befürchte, den Standort bei derartigen Forderungen nicht halten zu können.
In Aschau-Werk habe die Firma Bisquolm rund 30 000 Quadratmeter Grund erworben und will hier ein Logistikzentrum errichten.
Zum Abschluss wies Ulli Maier auf den Ball der Wirtschaft am 28. April in Mühldorf hin, auf die Aktion „Ramadama“ der Stadt Waldkraiburg am 29. April. „Weil da in den Betrieben nicht gearbeitet wird, wäre es gut, am Tag vorher ein paar Leute rauszuschicken, die im Gewerbegebiet rund um die Firmengelände schnell aufräumen. Am 29. Mai gibt es für die IGW und die IVM eine Baustellenbesichtigung an der A 94 in Kleinbussen. Und im Hinblick auf die Ambitionen, dass Waldkraiburg „Fair Trade Stadt“ werden wolle, ermutigte er die Mitglieder, etwa fair gehandelten Kaffee in den Betrieben anzuschaffen. Infos gibt es am heutigen Montagabend bei der Auftaktveranstaltung um 19 Uhr im Haus der Kultur.