Die Ausbildung von Nachwuchskräften ist für Unternehmen eine Investition für die Zukunft. Um sich der wachsenden Herausforderung gemeinsam zu stellen, haben Unternehmen der Industriegemeinschaft Waldkraiburg und Aschau (IGW) einen Arbeitskreis gegründet, um die Zusammenarbeit zu stärken.
Waldkraiburg/Aschau – Die richtigen Bewerber für offene Lehrstellen zu finden ist sowohl für große als auch kleine Unternehmen zunehmend eine Herausforderung – auch in einer wirtschaftlich starken Region wie Waldkraiburg und Aschau. Rund die Hälfte der Mitgliedsbetriebe der Industriegemeinschaft Waldkraiburg und Aschau (IGW) haben sich in diesem Jahr zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen, um den Problemen gemeinsam zu begegnen. „Der Wunsch kam aus dem Kreis der Mitgliedunternehmen heraus“, sagt Markus Kep, Geschäftsführer von Medikabel. Ziel sei, ein Netzwerk der für die Ausbildung Zuständigen in den Unternehmen aufzubauen und sich „auf dem kurzen Dienstweg“ auch unter dem Jahr bei Fragen auszutauschen. „Ganz unterschiedliche Betriebe mit unterschiedlicher Größe beteiligen sich“, ergänzt Angelika Gründl, Personalverantwortliche bei der Netzsch Pumpen & System GmbH.
Genau in dieser Mischung liegt sowohl für Kep als auch für Gründl der Vorteil des Arbeitskreises. Denn die Herausforderungen sind für alle Unternehmen ähnlich: Die Besetzung von Lehrstellen außerhalb der kaufmännischen Ausbildung wird schwieriger. Eine besondere Herausforderung seien innerhalb der IGW-Betriebe die Ausbildungsberufe Fachkraft für Lagerlogistik und der Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuk, so Gründl. Bei Medikabel wird die Fachkraft für Lagerlogistik seit zehn Jahren ausgebildet. „Mittlerweile sind wir dazu übergegangen, die Stelle nicht zu besetzen, wenn wir keinen oder keinen geeigneten Bewerber finden“, sagt Markus Kep. Dass die Weiterbildungsmöglichkeiten groß und am Ende mehr dahintersteckt als die Ware von A nach B zu bringen, gehe aufgrund des „Imageproblems“ des Berufs unter. „Es mag zu Beginn ein Berufsbild sein, das für viele junge Menschen wenig attraktiv ist. Es hat jedoch großes Zukunftspotenzial, vor allem, wenn man den Willen hat, sich weiterzubilden.“
Auf der Agenda stand bislang auch die Integration von Flüchtlingen. Das Thema, da sind sich Markus Kep und Angelika Gründl einig, wird die Unternehmen in den nächsten Jahren kontinuierlich begleiten. „Eine Unsicherheit unter anderem mit Blick auf die rechtlichen Voraussetzungen für die Beschäftigung eines Asylbewerbers im Ausbildungsverhältnis bleibt“, betont Kep. Zum einen gehe es dabei um die Frage der als „sichere Herkunftsländer“ eingestuften Staaten, zum anderen prüfe das Landratsamt sehr genau, um geeignete Asylbewerber für das „3+2-Modell“ zu bestimmen. „Damit Unternehmen sich auf den Mehraufwand für die Ausbildung eines Flüchtlings einlassen, braucht es jedoch die Sicherheit, dass die Bemühungen nicht umsonst sind“, sagt Angelika Gründl. Ebenso wie die Perspektive, dass eine eventuelle Übernahme nach der Ausbildung möglich ist. Denn der Mehraufwand sei nicht zu unterschätzen. Netzsch hat in diesem Jahr einen Versuchsballon mit vier Praktikanten im zweiten Berufsschuljahr gestartet. Drei von ihnen sind geblieben und nun im Berufsvorbereitungsjahr mit dem Ziel, anschließend auch eine Ausbildung zu beginnen. „Bislang sind es jedoch nur größere Industriebetriebe, für die der Mehraufwand möglich ist“, sagt Markus Kep. Für eine flächendeckende Beschäftigung müssten die Hürden gesenkt werden.
Auch wenn die Integration ein „heißes Thema“ bleibt, dringlicher diskutiert wurde im Arbeitskreis, wie die Ausbildung der Mitgliedsbetriebe sichtbarer gemacht werden kann. „Hier befinden wir uns gerade in einer Phase des Umdenkens“, sagt Markus Kep. Es komme immer mehr auf die Eigeninitiative der Unternehmen an, sich potenziellen Ausbildungskandidaten zu präsentieren. Verstärkt auch als Gemeinschaft den Kontakt zu den Schulen in der Region zu suchen, um über die Betriebe und ihre Ausbildung zu informieren, wird ein Fokus im kommenden Jahr sein. „Es ist erstaunlich, wie viele Schüler kurz vor dem Schulabschluss noch nicht wissen, was sie werden wollen“, sagt Angelika Gründl aus persönlicher Erfahrung. Auch mit manchen Berufsbildern könnten sowohl Schüler als auch Lehrer zum Teil wenig anfangen. Das soll sich ändern. Und neben der Realschule und den Mittelschulen sollen die Fühler auch in Richtung Gymnasium ausgestreckt werden.
Das Netzwerk auszubauen und zu vertiefen sowie eine aktive Beteiligung der Mitgliedsunternehmen ist sowohl für Markus Kep als auch für Angelika Gründl ein Wunsch für die weitere Zusammenarbeit im kommenden Jahr. „Durch den intensiven Austausch wird auch das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Unternehmen gestärkt“, betont Gründl. Um den Austausch mit den Schule vor Ort zu intensivieren, wünschen sich beide eine noch aktivere Zusammenarbeit. „Unser Ziel ist es, auch die Lehrer mit ins Boot zu holen“, so Kep. Denn auch sie seien Multiplikatoren, die Schülern die Vorzüge einer Ausbildung vermitteln können. Ein weiteres Thema ist und bleibt die Aus- und Weiterbildung – sowohl der Mitarbeiter als auch der Ausbilder. Hier pflegt der Arbeitskreis nicht nur einen engen Kontakt zur IHK, sondern widmet sich auch Themen wie der Suchtprävention.