OVB-Bericht vom 29.01.2013 / Waldkraiburger Nachrichten
Ein Erfolg ist die Energiewende erst dann, wenn auf erneuerbare Energien umgestellt wurde und Umwelt und Wohlstand vereint sind. Bundesumweltminister Peter Altmaier zog dieses Fazit in seiner Festrede beim Neujahrsempfang der Wirtschaftsverbände im Haus der Kultur. "Deutschland muss ein Land bleiben, auf das die Welt neidisch ist."
"Einen echten, versteuerten Ebinger Obstbrand" überreichte IGW-Vorsitzender Ulli Maier (rechts) an Bundesumweltminister Peter Altmaier (links) - als Ergänzung zu den "Waldkraiburger Nüssen", die er von Bürgermeister Siegfried Klika (Zweiter von links) bekam. Mit auf dem Bild: Staatsminister Dr. Marcel Huber. Foto kla
Waldkraiburg - Die Visionen der Bayern gefallen ihm: Bundesumweltminister Peter Altmaier. Beim Neujahrsempfang der Industriegemeinschaft Waldkraiburg und Aschau (IGW) sowie des Industrie- und
Wirtschaftsverbundes Mühldorf (IVM) sprach der Saarländer zum Thema "Die Energiewende als Modernisierungsprojekt". IGW-Vorsitzender Ulli Maier führte durch den Abend und verwies auf die große
Wirtschaftskraft, die IGW und IVM im Landkreis Mühldorf darstellen.
Die IGW bestehe aus 30 Firmen mit 5200 Beschäftigten, davon 300 Lehrlinge, und einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro. Die IVM vereine 14 Firmen mit 2600 Beschäftigten, darunter 240 Azubis, und kommen auf einen Jahresumsatz von 350 Millionen Euro.
Landrat Georg Huber sagte, er freue sich, dass der Empfang die Menschen zusammenbringe, "die durch ihrer Hände Arbeit und ihre geistige Beweglichkeit viel Wirtschaftskraft schaffen und viele Millionen in die Steuerkassen spülen". Die Infrastruktur müsse passen, auch im ländlichen Raum, damit die Wirtschaft in Bewegung bleibe.
Bürgermeister Siegfried Klika erinnerte an die Meilensteine in der Energieversorgung der Stadt. Im Oktober 1959 wurde die erste öffentliche reine Erdgasversorgung der Bundesrepublik durch die junge
Gemeinde und die LUK (Arbeitsgemeinschaft für Licht und Kraftversorgung) in Betrieb genommen. Besonders stolz sei man auf die Erschließung geothermaler Energie, die annähernd CO2-frei sei.
In seiner Rede erinnerte Minister Peter Altmaier an Franz-Josef Strauß' Engagement für den Luftverkehr, denn die Luftfracht und die Personenbeförderung würden in dessen Augen einst ein zentraler
wirtschaftlicher Bestandteil werden. Spottete der Spiegel früher über das Milliardengrab Airbus, sei dieses europäische Erfolgsmodell heute eines der meistverkauften Flugzeuge. Und München habe einen
blühenden Flughafen. "Man muss Visionen haben; das Umsetzen muss Hand und Fuß haben und es muss sich rechnen", so Altmaier.
Er sei überzeugt, dass die Energiewende eine der besten Entscheidungen war. "Kein anderes Thema hat uns 30 Jahre lang so gespalten wie die Kernenergie. Jetzt hat sie keine Mehrheit mehr." In Bayern sei die Energiewende schon vor Fukushima im Gange gewesen und er verwies auf all die "Solardacherl auf den Heuschobern" und die Biogasbauern.
Wachstumsregionen wie China oder Indien haben einen ungeheuren Energiebedarf. "Die Menschen dort wollen Standards, die wir Deutschen schon haben. Die interessieren sich mehr für Wirtschaftswachstum als für den Energiewandel", so der Minister. Das könne man ihnen nicht verbieten, aber man müsse das weltweite ökologische Gleichgewicht im Auge behalten. Ein Erfolg sei die Energiewende erst dann, wenn sie Umwelt und Wohlstand vereine. Auch für die deutsche Industrie müsse Energie bezahlbar bleiben, um gegen die Konkurrenz im Ausland bestehen zu können.
Eine große Herausforderung sei die Netzstabilität. An einem sonnigen Sommertag produzieren in Deutschland alle Fotovoltaikanlagen 31000 Megawatt Strom, die das Netz plötzlich und komplett
aufnehmen müsse.
Die erneuerbaren Energien durch Wind und Sonne sind im Sommer stärker, da wird aber weniger Energie gebraucht, als etwa im Winter, wo keine Sonne scheint. "Wie kann man den Strom einwecken?", fragt Altmaier. Die Wissenschaft arbeite an der Stromspeicherung, es gebe ein tolles Konzept, Strom, in Gas umzuwandeln, was aber noch sehr teuer sei.
Auch stehe die Bundesregierung vor einem politischen Problem: die einzelnen Bundesländer brauchen eine Koordinierung ihrer Ausbaukonzepte. "Die Bayern haben als einzige ein stimmiges Konzept, alle
anderen wollen es nicht einsehen." Es müssten Lösungen gefunden werden, Strom dann zu produzieren, wenn er gebraucht werde. Etwa Biogasanlagen dann zu beschicken, wenn die Sonne nicht scheine und kein Wind wehe.
Die Energiewende stelle auch eine finanzielle Herausforderung dar. Strom müsse für jedermann bezahlbar bleiben und wettbewerbsfähig sein gegenüber des Atomstroms aus östlichen Nachbarländern.
Allein 380000 kluge Köpfe arbeiten in Deutschland im Bereich "erneuerbare Energien" um Lösungen für diese Probleme zu erarbeiten. Die Energiewende sei ein Innovationsprojekt. "Die Welt beneidet uns
darum, man sagt sich, wenn es jemand schafft, dann die Deutschen." kla